Sengende Hitze in Lagos, Müllberge in Kampala, extreme Trockenheit in Kairo, Verkehrskollaps in Daressalam – wie passen sich diese schnell wachsenden Städte in Afrika an den Klimawandel an? Denn sie werden am stärksten davon betroffen sein. DW hat 30 Interviews geführt, mit Bürgern vor Ort und Wissenschaftlern und mit ihnen über Herausforderungen und mögliche Lösungen gesprochen.
Hilda Nakabuye schwänzt den Unterricht, denn sie hat eine Mission. Die 22-jährige Studentin möchte den Bürgermeistern der größten Städte der Welt etwas sagen. Sie fordert Solidarität und Unterstützung für all die jungen Menschen, die für ihren Planeten kämpfen.
"Ich bin ein Opfer dieser Klimakrise und ich schäme mich nicht, das auszusprechen", sagt Nakabuye im Oktober auf einer Klimakonferenz. Während sie redet, bricht ihr die Stimme und ihre Augen füllen sich mit Tränen. Die junge Frau, die in einer ländlichen Gegend Ugandas aufwuchs, lebt heute in Kampala. Ihre Familie habe keine andere Wahl gehabt, als Felder und Vieh zu verkaufen. Starke Regenfälle und heftige Winde vernichteten ganze Ernten. Durch die Dürre versiegten die Brunnen. "Als das Geld aufgebraucht war, ging es ums nackte Überleben."
Die Bürgermeister erheben sich daraufhin von ihren Stühlen.
Seit 2017 macht sich Nakabuye für den Umweltschutz stark. Sie ist eine von vielen tausend jungen Afrikanerinnen und Afrikanern, die auf die Straße gehen und ihre Regierung auffordern, schnell zu handeln, um die Erderwärmung aufzuhalten.
Die Bevölkerung in Afrikas Städten wird sich bis 2050 verdoppeln. Die Menschen – die Hälfte von ihnen ist unter 35 Jahren – stellen sich auf eine glutheiße Zukunft ein, auf Wasserknappheit und immer größere Luftverschmutzung, aber auch immer heftigere Überschwemmungen.
Hilda Nakabuye hat sich Greta Thunbergs globaler Jugend-Klimabewegung angeschlossen. Davor hatte sie sich zwei Jahre an anderen Umweltaktionen beteiligt.
@ Foto: Emmanuel Balemezi
Viele Menschen haben die Auswirkungen bereits zu spüren bekommen. Das besagt eine panafrikanische Studie mit 45.000 Teilnehmern, durchgeführt vom Recherchenetzwerk Afrobarometer. Zwei von drei Afrikanern, die bereits vom Klimawandel gehört hatten, gaben an, dass dadurch die Lebensqualität in ihren Ländern schlechter geworden ist. Etwa die Hälfte der Befragten beobachtete, dass Wetterextreme in den letzten Jahrzehnten noch heftiger geworden sind.
"Ich schätze mich glücklich, dass ich noch am Leben bin", sagte Nakabuye auf dem World Mayors Summit, einem globalen Gipfeltreffen von Bürgermeistern. "Ich betrachte das nicht als Selbstverständlichkeit, denn jeden Tag sterben Menschen."
Die Klimakrise verschärft sich derzeit auf der ganzen Welt. Die afrikanischen Städte sind am stärksten bedroht. So stehen sie im Vergleich zu anderen Städten da.
In Afrika befinden sich drei der weltgrößten Städte: Lagos, Kairo und Kinshasa. Sie zählen zu den sogenannten Megacities mit über 10 Millionen Einwohnern. Auch Luanda und Daressalam werden binnen eines Jahrzehnts die 10-Millionen-Marke erreichen. Kampala, Bamako und Ouagadougou, mit nur einigen Millionen Einwohnern, zählen dagegen zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt.
Auf der Suche nach einem besseren Leben strömen immer mehr Menschen in die Städte, doch die Infrastruktur hinkt hinterher. Am eigenen Leib erfahren das die Stadtbewohner, wenn die Müllentsorgung nicht funktioniert und die Luftverschmutzung durch den Verkehr immer extremer wird.
Verstärkt durch die Urbanisierung ist der Klimawandel in Afrika eine "enorme Belastung und eine enorme Herausforderung", sagt Maimunah Mohd Sharif. Sie leitet UN Habitat, das Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen. "Wir müssen uns jetzt wirklich ändern. Ich glaube, dass wir sonst keine Zukunft haben", so Sharif.
Abbrennen von Ernteresten im Norden Kairos. Der Rauch hüllt die ohnehin stark verschmutzte Stadt in dichten Rauch.
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Im März 2019 verwüstete Zyklon Idai Südostafrika mit Überschwemmungen und Starkregen.
© Foto: picture alliance / AA | Gokhan Balci
Steigende Meeresspiegel und schlechte Wohnverhältnisse sind eine Gefahr für informelle Siedlungen in Lagos.
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Die Städte reagieren bereits.
"Wir wollen nicht ständig das alte Lied singen, dass Afrika am anfälligsten für die negativen Auswirkungen des Klimawandels ist" , sagt Anthony Nyong, Direktor bei der Afrikanischen Entwicklungsbank im Bereich Klimawandel. "[Das] stimmt schon, aber wir wissen auch, dass Afrika viele Möglichkeiten hat, die es nutzen kann, um eine kohlenstoffarme, klimaresiliente Entwicklung zu nehmen."
Was unternehmen die größten und am schnellsten wachsenden Städte Afrikas angesichts des drohenden Umweltkollapses und der steigenden Bevölkerungszahlen?
Die Temperaturen in Lagos steigen – und zwar schnell.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass die stetig wachsende nigerianische Metropole 13 Millionen Einwohner hat. Die Regierung geht sogar von rund 20 Millionen Menschen aus. Die Zahlen variieren, abhängig davon, wo man die Stadtgrenze zieht. Am Ende dieses Jahrhunderts wird es keine andere Stadt in Afrika geben, in der mehr Menschen extremer Hitze ausgesetzt sind. Durch den Klimawandel werden Hitzewellen in Lagos länger anhalten, intensiver ausfallen und häufiger vorkommen.
Extreme Hitze kann psychische Erkrankungen verschlimmern. Selbst alltägliche Dinge, wie der morgendliche Weg zur Arbeit oder das Schlafengehen am Abend, strengen an.
Unter Hitzewellen leiden Kinder, ältere und kranke Menschen am stärksten. Ebenso gefährdet sind gesunde, junge Erwachsene, die tagsüber körperlich anstrengende Arbeiten unter freiem Himmel verrichten, zum Beispiel Bauarbeiter oder Fischer.
Extrem hohe Temperaturen können bestehende Herz-, Lungen- und Nierenleiden verschlechtern – und schlimmstenfalls tödlich sein. Hier ein Ausblick, wie die Temperaturen voraussichtlich steigen werden.
Lagos wurde in einer Lagune gebaut. Eine stete Brise vom Atlantischen Ozean weht in die Stadt – und sollte eigentlich zu niedrigeren Temperaturen als im Landesinneren führen. Aber der städtische Wärmeinseleffekt macht die Kühlung zunichte. Dass es in Städten immer heißer ist als im Umland, liegt an Gebäuden aus Beton und asphaltierten Straßen, welche die Wärme speichern, die von menschlichen Aktivitäten wie Kochen, Autofahren oder der Industrie ausgeht. Nachts wird die Wärme wieder freigesetzt. Der Unterschied zwischen Lagos und den umliegenden ländlichen Gebieten kann bis zu 7 Grad betragen.
Menschen in Slums bekommen die Hitze am meisten zu spüren.
Dichte Besiedlung und notdürftige Behausungen erhöhen den Hitzestress zusätzlich. In der prallen Sonne heizen sich Wellblechdächer und Plastikwände auf wie ein Ofen. In Städten wie Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) oder Bamako (Mali) lebt mehr als die Hälfte der Bewohner in solchen informellen Siedlungen. Die enge Bebauung verhindert, dass Luft zirkulieren kann.
Moses Anjola ist Blogger und lebt in einem Slum in Lagos. Seine kistenförmige Behausung besteht aus Holzplanken, Abdeckplane, Nylonschnur und Pappe.
Wie viele Menschen in Lagos misstraut er den Plänen der Regierung, informelle Siedlungen zu erschließen. Schon einmal ist Anjola aus einem Elendsviertel vertrieben worden und musste auf Holzplanken im Regen schlafen. Danach hat er sich seine kleine Schutzhütte zusammengeschustert.
Anjola ist nicht der einzige, der den Behörden nicht traut.
Laut Amnesty International sollen sie für den Tod von 11 Menschen verantwortlich sein, die 2016 und 2017 ums Leben kamen, als mehrere Slums an der Küste niedergewalzt wurden. 30.000 Menschen sollen durch Zwangsräumungen obdachlos geworden sein. Die Behörden gaben Umweltbedenken und Sicherheitsstandards als Gründe für ihr Vorgehen an.
Menschen wie Moses Anjola, die in den Elendsvierteln der Stadt leben, sind den Abrissarbeiten hilflos ausgeliefert. Dem Hitzestress durch schlechte Behausungen und überfüllte Stadtviertel können sie nicht entfliehen. An Klimaanlagen oder Kühlschränke ist gar nicht zu denken, dafür fehlt das Geld – ganz zu schweigen von sauberem Trinkwasser. Viele trinken aus verschmutzten Flüssen, um nicht zu dehydrieren.
Mancherorts gibt es nicht einmal einen Baum, der Schatten spendet - die Slumbewohner fällen die Bäume für Feuerholz und Baumaterial.
Das Fischerdorf Otodo Gbame wurde 2016 dem Erdboden gleichgemacht.
@ Foto: AFP/Getty Images | Pius Utomi Ekpei
In Ländern und Städten in ganz Afrika werden Bäume gepflanzt, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Im August machte Äthiopien Schlagzeilen. Das Land gab bekannt, dass es 350 Millionen Bäume an einem halben Tag gepflanzt habe. Die Afrikanische Union leitet ein Projekt, das einen grünen Wall aus Bäumen quer durch die Sahara ziehen will. Um den städtischen Wärmeinseleffekt einzudämmen, verpflichtete sich Lagos, 10 Millionen Bäume bis zum Jahr 2020 zu pflanzen.
Die staatliche Umweltschutzbehörde von Lagos (LASEPA) erklärt, dass willkürliche Baumfällungen von den Behörden bereits strafrechtlich verfolgt werden. Seit 2013 seien 8 Millionen Bäume neu gepflanzt worden.
Einige wollen nicht warten, bis die Bäume groß genug sind, denn schon jetzt leiden die Menschen in Lagos unter immer heißeren Tagen und schlaflosen Nächten. Sie suchen nach Wegen, der Hitzewelle zu entkommen.
Papa Omotayo ist einer von ihnen. Der Architekt ist Gründungsmitglied der African Alliance for New Design und baut ein Schulungszentrum für gefährdete Kinder aus Gbagda, einem Vorort von Lagos. Steine aus gepresster Erde, ein flügelförmiges Dach und eine Isolierschicht aus Styropor halten die Raumtemperatur und die Kosten niedrig, sagt Omotayo, und machen Klimaanlagen überflüssig.
Die komprimierte Erde und die passive Luftzirkulation in dem Gebäude gehen auf nigerianische architektonische Traditionen zurück, sagt Omotayo.
Die passive Kühlung, auf die Omotayo setzt, wird durch eine spezielle Bauweise erreicht. Über eine Wärmesenke wird die thermische Energie, die sich in Gebäuden staut, abgeleitet - zum Beispiel, in dem man tief in die kühle Erde baut. Auch durch die Form eines Gebäudes können Luftströme umgelenkt werden. Häuser aus gepresster Erde können Temperaturen besser regulieren. Sie bestehen aus heimischem Lehm, Sand und Erde. Sie heizen sich tagsüber langsamer auf und geben nachts die gespeicherte Wärme an die Umgebung ab.
Dass traditionelle Bauweisen, zum Beispiel die passive Kühlung, wiederentdeckt werden, ist ein Trend, den man derzeit vom Niger bis Burkina Faso in ganz Westafrika beobachten kann.
Gute Architektur entsteht lokal und wird nicht aus Städten wie New York oder Dubai importiert, sagt Christian Benimana, Architekt und Gründer des African Design Center. "Leider tendiert das allgemeine Denken eher zu letzterem, wenn es um eine Antwort auf schnell wachsende Städte geht."
60 % der Bewohner leben in informellen Siedlungen und sind schlecht an die Infrastruktur angebunden. Sie haben kaum Möglichkeiten, ihren Müll und ihre Abwässer zu entsorgen. "Viele Häuser haben auch keine Müllsammelstellen und einige können es sich gar nicht leisten, uns oder die Unternehmen für das Abholen ihrer Abfälle zu bezahlen", sagt Majid Muganzi, der früher einen Müllwagen gefahren hat und jetzt selbstständig als Müllsammler tätig ist. "Sie warten bis nachts und wenn es dunkel ist, entsorgen sie ihren Müll am Straßenrand, manchmal auch in den Entwässerungsgräben der Stadt."
In Kampala wird etwa die Hälfte bis zwei Drittel des Mülls zentral gesammelt und mit Lastwagen auf die einzige Deponie der Stadt gebracht - nach Kiteezi. Die Müllberge breiten sich dort auf 14,5 Hektar aus. Jeden Tag kommen 1000 bis 1400 Tonnen dazu. Die zuständige Behörde Kampala City Council Authority (KCAA) sagt, dass die Deponie schon vor 10 Jahren hätte geschlossen werden sollen.
Doch für einige ist die Müllhalde eine Lebensader.
Der Müll von Kiteezi zeigt die gefährliche Verbindung zwischen Urbanisierung und Klimawandel.
Kampala ist gewachsen und die ärmeren Menschen haben sich in den Feuchtgebieten unten an den Hügeln der Stadt niedergelasssen. Natürliche Abflüsse, die früher den Regen aufnahmen, sind verloren gegangen. Die Weltbank schätzt, dass sich Kampalas Feuchtgebiete zwischen 2002 und 2010 halbiert haben, von 18 % auf 9 %. Das Wasser läuft dadurch schlechter ab.
Auch Abfälle, die auf offenen Müllhalden oder auf dem Boden herumliegen, führen dazu, dass das Wasser nicht mehr abfließen kann. Der Wind weht den Müll in Flüsse und Kanäle und verstopft sie. Bei Unwettern werden dann die tiefer gelegenen informellen Siedlungen überschwemmt – von dem Wasser, das sonst im Boden versickern würde.
Durch den Klimawandel werden heftige Regenfälle noch heftiger ausfallen.
Müll, schlechte Wohnverhältnisse und stärkere Unwetter – gerade die ärmeren Menschen in Kampala sind während der Regenzeit immer häufiger Sturzfluten ausgesetzt. Das Risiko für Cholera und Durchfallerkrankungen steigt. "Wenn der Müll erst mal in das Wasser gelangt, das die Bevölkerung trinkt, dann steigt das Risiko für Krankheiten", sagt Phoebe Shikuku, Klima-Expertin bei der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. "Das ist ein Teufelskreis, in dem eine Schwachstelle zu einer anderen Auswirkung führt und wiederum zu einer anderen Schwachstelle."
Der Müll in Kiteezi ist nicht ungefährlich.
@ Foto: Edward Echwalu
Für eine funktionierende Müllabfuhr benötigt die Behörde KCCA laut eigenen Angaben 65 Müllfahrzeuge. Doch die Realität sieht anders aus. Im Fuhrpark der Stadt befinden sich lediglich 14 funktionsfähige sowie sechs ältere, nur gelegentlich einsatzbereite Lastwagen. Zur Unterstützung der städtischen Müllabfuhr hat die Stadt private Unternehmen beauftragt. Alles, was sie einsammeln, landet in Kiteezi.
Einige Bewohner in den ärmeren Gegenden Kampalas sind nicht in der Lage, die Müllgebühren dieser Firmen zu bezahlen. "Viele Familien können sich kaum die Dinge des alltäglichen Lebens wie Lebensmittel und Unterkunft leisten", sagt Muganzi. "Müll ist das Letzte, woran sie denken können."
So werden die Firmen dazu verleitet, den Müll nur in wohlhabenden Vierteln abzuholen. KCCA bleiben die restlichen Stadtteile. Je stärker Kampala und die Müllberge wachsen, desto stärker wird der Druck auf die Behörden werden.
Da die Behörden kaum hinterherkommen, sind es Tagelöhner wie die Müllsammlerin Namaddu und der Händler Amon in Kiteezi, die dazu beitragen, die Stadt sauber zu halten.
"Was die Müllsammlerinnen und Müllsammler für die Umwelt leisten, ist enorm", sagt David Dodman. Er leitet den Bereich Menschliche Siedlungen am Internationalen Institut für Umwelt und Entwicklung (IIED). "Sie stellen sicher, dass Dinge, die wiederverwendet werden können, wiederverwendet werden und Dinge, die recycelt werden können, recycelt werden."
In den Abfallbergen von Kiteezi finden die Müllsammler jedoch nur wenig von dem für sie so wertvollen Plastik, mit dem sie am meisten verdienen. Uganda gehört zu den 34 afrikanischen Ländern, die Artikel aus Einwegplastik besteuert oder ganz verboten haben, auch wenn die Gesetze in der Realität oftmals nicht umgesetzt werden. Das größere Problem sind aber organische Abfälle, zum Beispiel Lebensmittelreste.
Auch einige geschäftstüchtige Ugander haben davon profitiert - Firmen in Kampala, die Bioabfälle sammeln, trocknen und zu Briketts pressen. Sie holen den Müll in Kiteezi ab, sammeln ihn in der Nachbarschaft ein oder erwerben ihn von anderen Kleinunternehmern. Die Briketts können zum Kochen und Heizen verwendet werden und ersetzen Kohle und Feuerholz. Andere Firmen versuchen die enthaltenen Nährstoffe zu nutzen, kompostieren den Biomüll und verkaufen den Dünger. Im Jahr 2017 hat eine ugandische Software-Firma die App Yo Waste auf den Markt gebracht, die Müllsammler und Kunden vernetzen soll. Ihr Ziel ist es, eine Art "Uber für Müll" zu werden. Die Firma sagt, dass sie nur mit Betrieben zusammenarbeitet, die auch recyceln.
Müllwagen haben große Schwierigkeiten, den ganzen Abfall in Kampala einzusammeln. Foto: Edward Echwalu
@ Foto: Edward Echwalu
Die Behörden haben Fortschritte gemacht, aber das reicht noch nicht, sagt Najib Bateganya, Umweltreferent bei KCCA. Nach Angaben des staatlichen Müllunternehmens hat sich zwischen 2011 und 2017 die gesammelte Abfallmenge in Kampala verdoppelt. 64 % des städtischen Mülls werde abgeholt.
"Sie sind immer noch sehr begeistert von den technischen Lösungen für Müll", sagt Shuaib Lwasa, Dozent für die Anpassung an den Klimawandel an der Makerere-Universität. "Holen sie sich mehr Lastwagen, erhalten sie mehr Zuschüsse, dann bekommen sie mehr Unterstützung und Deponien. Wenn 88 % der Abfälle organisch wären - um deren Zahl zu nehmen – könnte man definitiv ein System schaffen, um das in Nährstoffe und Energie umzuwandeln."
Laut KCCA werden die Bewohner von Kampala dazu erzogen, den Müll nicht mehr einfach irgendwo hinzuwerfen, sondern die Dienste von privaten Müllsammlern zu nutzen. Um die Deponie in Kiteezi zu entlasten, habe man außerdem ein Grundstück für eine Recyclinganlage erworben, damit Nährstoffe und Energie nicht verloren gehen.
Dennoch, sagt Bateganya, kann sich KCCA keine modernen Verwertungsanlagen leisten. Und private Firmen investieren kein Geld, denn Recycling hat zu niedrige Gewinnmargen. "Abfall ist ein Entwicklungsproblem wie Gesundheit oder Bildung. Es ist nicht nur ein Geschäft. Wenn du es als Geschäft betrachtest, machst du es teuer für die Menschen und das kann nicht funktionieren."
Als vor 3200 Jahren eine Dürre die Levante heimsuchte und es zu Hungersnöten, Zwangsumsiedlungen und Kriegen kam, half der ägyptische Pharao seinen ehemaligen Feinden mit Getreidelieferungen und züchtete Kühe, die widerstandsfähig gegenüber Hitze waren. Doch das reichte nicht aus, um den Untergang der dort ansässigen Reiche zu verhindern. Archäologen sagen, dass es aber dazu beigetragen hat, dass sich das alte Ägypten so lange halten konnte.
Auch heute hat das nordafrikanische Land wieder mit Wasserknappheit zu kämpfen und versucht Wege der Anpassung zu finden.
Ein großer Teil des Nils, Afrikas längster Fluss, fließt durch Ägypten. An seinen Ufern befinden sich einige der ersten Städte der Menschheit. Der ägyptische Teil des Flusses beherbergt 45 von 50 der am dichtesten besiedelten Städte Afrikas. Das belegen die Daten der Recherche-Plattform Africapolis. Über Jahrtausende hinweg nutzten die Ägypter den Nil als Trinkwasserreservoir und um ihre Felder zu bewässern.
Über die Quellen des Nils hat Ägypten jedoch so gut wie keine Kontrolle.
In Ägypten ist Wasser knapp. Es regnet kaum, das Land besteht größtenteils aus Wüste. Nach UN-Standards herrscht bereits Wassermangel. Ägypten ist auf dem Weg zu "absoluter Wasserknappheit". In Afrika gehört es zu den sechs Ländern mit der schlechtesten Pro-Kopf-Wasserversorgung.
In heißen, trockenen Jahren, wenn flussaufwärts wenig Regen fällt, könnte das Staudammprojekt katastrophale Auswirkungen auf den Nil haben.
Der ägyptische Staat befürchtet, dass seinen 100 Millionen Einwohnern nach der Fertigstellung noch weniger Wasser zur Verfügung steht als bisher. Ägypten ist nach Nigeria und Äthiopien das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Noch hat es sich nicht mit der äthiopischen Regierung geeinigt, wie viel Wasser diese durchfließen lässt, wenn sich der Damm füllt – und über welchen Zeitraum. Harte Verhandlungen über Wasserrechte zwischen Ägypten, Sudan und Äthiopien hätten im Oktober dieses Jahres beinahe zum Krieg geführt.
Der Staudamm verringert zwar die Wassermenge, könnte aber andererseits langfristig auch zu mehr Wassersicherheit führen. Dafür müssten sich die Anrainerstaaten jedoch auf eine gerechte Verteilung des Wassers einigen. In Zeiten mit viel Regen könnte der Speichersee mehr Wasser aufnehmen und diese dann in Dürrephasen freigeben.
Durch den Klimawandel wird mehr Wasser verdunsten und Niederschlagsmuster werden unregelmäßiger. Die Wasservorräte gehen so immer weiter zurück.
In ägyptischen Städten verlässt man sich seit Jahrtausenden auf den Nil als Wasserlieferant.
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Der Großraum Kairo ist eine weitläufige Metropole mit 20 Millionen Einwohnern. Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2035 weitere neun Millionen Menschen hinzukommen. Das Bevölkerungswachstum wird die Anpassungsfähigkeit der Stadt stark herausfordern.
Die Wasserknappheit bekommen die Bewohner der ärmeren Vororte am stärksten zu spüren.
Suzan Ghany ist Journalistin und lebt in Gizeh, einer Millionenstadt am Westufer des Nils, die zur Metropolregion Kairo gehört. Die schlechte Wasserversorgung in ihrem Viertel Kafr Tuhurmis schränkt Ghanys Alltag stark ein. Nur sieben Stunden am Tag kommt Wasser aus den Leitungen. Manchmal wird es über mehrere Wochen komplett abgeschaltet.
"Wenn das Wasser wieder da ist, dann füllst du Flaschen, Pfannen, einfach alles, was du nur finden kannst", sagt Ghany, die manchmal eine ganze Stunde braucht, um Flaschen für den späteren Gebrauch abzufüllen. Zum Kochen und Trinken filtert sie das Wasser, zum Putzen, Abwaschen und im Badezimmer nutzt sie ungefiltertes.
In Ghanys Viertel Kafr Tuhurmis sind laut offiziellen Angaben 786 Haushalte noch gar nicht an das Wassernetz angeschlossen. Sie decken ihren Bedarf hauptsächlich mit gekauften Flaschen oder holen Wasser aus umliegenden Brunnen. Jetzt haben sich diejenigen ohne Wasser- und diejenigen mit Wasseranschluss, so wie Ghany, zusammengetan, um selbst aktiv zu werden.
Um den niedrigen Wasserdruck in den Leitungen auszugleichen, haben sie in den meisten Häusern in Ghanys Straße Bohrungen vorgenommen und das Grundwasser angezapft. Mit Motorpumpen wird es an die Erdoberfläche geholt, sagt Ghany. Doch als die Bewohner ihres Hauses das Gleiche probierten, stellten sie fest, dass sich das Wasser nicht für den menschlichen Gebrauch eignet. Abwässer aus Industrie und Landwirtschaft verunreinigen den Nil. Schadstoffe aus Fabriken und landwirtschaftlichen Anlagen belasten das Wasser im Fluss und sickern ins Grundwasser. "Man kann sagen, dass das [Bohren nach Grundwasser] eine Lösung ist, aber gleichzeitig ist es auch keine. Man hat dann zwar die ganze Zeit Wasser, aber das Wasser ist verseucht."
Einige Häuser in Kafr Tuhurmis sind nicht an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen.
@ Foto: Hazem Abdul Hameed
Suzan Ghany hat einen Wasseranschluss in ihrem Haus, der allerdings nur sieben Stunden am Tag funktioniert.
@ Foto: Hazem Abdul Hameed
Sie passt ihren Tagesablauf an die Wasserversorgung an.
@ Foto: Hazem Abdul Hameed
Im Oktober veranstaltete das ägyptische Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung die Cairo Water Week, eine internationale Konferenz zur Bekämpfung der Wasserknappheit. Die ägyptische Regierung konzentriert sich vor allem auf die Sektoren Infrastruktur, Landwirtschaft und Haushalte.
"Ägypten hat in den letzten Jahren in Sachen Wasserknappheit stark aufgeholt", sagt Helmy Abouleish, der Geschäftsführer von SEKEM. Die Forschungseinrichtung befasst sich mit Landwirtschaft, investiert in nachhaltige Anbaumethoden und hat die Wüste bei Kairo in eine fruchtbare Oase verwandelt. "Zum ersten Mal geht die Regierung das Problem jetzt proaktiv und öffentlich an", sagt Abouleish.
Die Behörden bauen Kläranlagen, um Abwasser aufzubereiten. Neue Entsalzungsanlagen, die dem Meerwasser und brackigem Grundwasser Salz entziehen, entstehen. In Kairo werden sparsame Wasserhähne an öffentlichen Stellen und in Regierungsgebäuden installiert. Auch in Moscheen, wo rituelle Waschungen mehrmals täglich stattfinden, gibt es die neuen Wasserhähne. Lecks, auch in den Leitungen, werden abgedichtet.
Hitzewellen in Kairo verschlimmern den Wassermangel.
@ Foto: imagoZUMA Press
Die gerechte Verteilung von Wasser sei ebenso wichtig, wie Verschwendung zu vermeiden, sagt Harry Verhoeven, ein in Katar lebender Wissenschaftler, der ein Buch über die politische Lage am Nil geschrieben hat. Ägypten bezieht 97 % seines Wassers aus dem Nil. "Was die Zahl natürlich nicht erklärt, ist, wie das Wasser im Land verteilt wird."
Die Landwirtschaft ist für 80 % des Wasserverbrauchs in Ägypten verantwortlich. Hier werden viele ineffiziente Methoden angewendet: zum Beispiel die Bewässerung durch künstlich herbeigeführte Überschwemmungen oder der Anbau von wasserintensiven Nutzpflanzen wie Reis, Weizen und Tomaten. Trotz Wasserknappheit war Ägypten bis 2016 ein Nettoexporteur von Reis. Danach verbot das Land zeitweise die Ausfuhr. Offizielle Zahlen sind nicht zugänglich, aber ein Bericht der Nichtregierungsorganisation Transparency International legt offen, dass das ägyptische Militär "unvergleichliche Macht über öffentliches Land" hat und über eine Agentur mehrere große Wasser- und Landwirtschaftsunternehmen besitzt.
"Solange die Menschen nicht bereit sind, über Fragen der Umverteilung zu reden oder darüber, wie Wasser- und Umweltthemen mit politischer Macht verwoben sind, wird es sehr schwer werden, Fortschritte zu erzielen", sagt Verhoeven.
In Daressalam leben sechs Millionen Menschen. Die Stadt wächst mit atemberaubender Geschwindigkeit - und zwar ungeplant.
Sieben Hauptstraßen führen aus dem Stadtzentrum hinaus und verbinden die Menschen in den Vororten mit ihrem Arbeitsplatz und den Geschäften im Zentrum. Bisher gibt es nicht genug öffentliche Verkehrsmittel. Vielen bleibt nur das Auto oder einer der Minibusse, die sogenannten Dala-Dalas. Sie werden von Privatpersonen betrieben und überlasten die Straßen.
Die Menschen, die in den Autos und Dala-Dalas im Stau stehen, verlieren viel Zeit und die Abgase der Fahrzeuge machen aus der Luft ein giftiges Gemisch. Die meisten Fahrzeuge sind Gebrauchtwagen und in einem schlechten Zustand.
Salum Iddi arbeitet auf Baustellen in ganz Daressalam. Er erinnert sich noch gut an die ewig langen Fahrten in Minibussen durch verstopfte Straßen, die er früher in die Innenstadt zurückgelegt hat. "Was mich damals am meisten genervt hat, war, dass ich das Haus verlassen habe, um zur Arbeit zu gehen, und so viele Stunden unterwegs war – drei, vier Stunden – wegen der Staus."
Die Verkehrsbelastung in Daressalam hängt eng mit den Themen Sicherheit und Klimawandel zusammen.
Nach über zehn Jahren Planung ging in Daressalam im Jahr 2016 ein modernes, öffentliches Transportsystem an den Start. Anstatt in eine U-Bahn oder Straßenbahn zu investieren, wie man sie aus vielen Städten Europas und Nordamerikas kennt, wählten die Ingenieure in Daressalam eine einfachere Methode, nämlich Busse.
Das Schnellbus-System, kurz BRT für Bus Rapid Transit, ist günstiger und einfacher umzusetzen als ein Schienennetz. Vor allem in Städten, die wenig Eigenkapital haben und kaum Chancen auf Fremdfinanzierung, sind die Schnellbusse ein gutes Transportmittel für viele Menschen. Separate Fahrbahnen sind Teil des Konzepts. Sie trennen die Busse von Autos und Dala-Dalas. Weltweit nutzen bereits 170 Städte solche Systeme. In Afrika befinden sich gerade 20 BRT-Projekte in der Entwicklung.
In Daressalam haben sich Weltbank und Afrikanische Entwicklungsbank zusammengetan, um der tansanischen Regierung bei der Finanzierung des Schnellbus-Systems DART - The Dar Rapid Transit - zu helfen. 2016 wurde die erste von sechs geplanten Strecken in Betrieb genommen.
Da weniger Menschen Autos und Dala-Dalas nutzen, gibt es durch das Bussystem weniger Staus. Experten zufolge ist die Luftverschmutzung bereits zurückgegangen.
"Die älteren Busse in Daressalam, die mit Einführung des BRT-Systems in Daressalam ersetzt wurden, waren extrem umweltschädlich und qualmten", sagt Chris Kost. Er ist Afrika-Programmdirektor beim Institut für Verkehrs- und Entwicklungspolitik (ITDP), das an der Einführung von DART beteiligt war. "Dank des BRT-Systems konnten 3000 dieser Fahrzeuge durch 140 [andere], emissionsärmere Fahrzeuge ersetzt werden."
Das DART-Bussystem ist nicht für alle zugänglich.
Die tansanische Wirtschaft konnte im vergangenen Jahrzehnt ein permanent hohes Wachstum vorweisen. Trotzdem zeigen Daten der Weltbank, dass die Hälfte der Menschen im Land mit weniger als 2 US-Dollar (1,80 Euro) am Tag auskommen muss. Verkehrsexperten sagen, dass ein Fahrschein für das Schnellbus-System rund 0,28 US-Dollar kostet, während eine Fahrt im Dala-Dala nur rund 0,22 US-Dollar kostet.
In einem Bericht der Weltbank aus dem Jahr 2018 ist von "Anlaufschwierigkeiten" die Rede. Lange Warteschlangen und Unannehmlichkeiten für die Passagiere werden beschrieben. "Es war erdrückend", erinnert sich der Geschäftsführer des DART-Systems Ronald Lwakatare.
Noch bedenklicher ist für einige Menschen, dass durch den Umweltschutz Jobs verloren gegangen sind. Zwar wurden einige Dala-Dala-Fahrer umgeschult, dennoch hat DART viele arbeitslos gemacht. Ein ähnliches System hat in Accra, der Hauptstadt Ghanas, zu Konflikten mit den Fahrern der Minibusse geführt. Die Passagierzahlen sanken daraufhin, viele Busse wurden aus dem Verkehr gezogen.
Experten sagen, dass bei einer erfolgreichen Einführung von Schnellbus-Systemen, die Menschen im Transportsektor schon in der Planungsphase einbezogen werden müssen.
"Man kann nicht behaupten das BRT-System sei durchweg negativ oder durchweg positiv", sagt die Architektin Nathalie Jean-Baptiste. Sie hat das CityLab Daressalam gegründet, eine Wissenschaftsplattform, die an der nachhaltigen Entwicklung afrikanischer Städte interessiert ist. "Es gibt immer wieder Veränderungen, die Stress bedeuten, aber die Nutzer passen sich an."
Eine Baustelle in Kigali. Die Hauptstadt Ruandas wird oft als "sauberste Stadt der Welt" bezeichnet.
@ Foto: imagoZUMA Press
Langsam wird die Zeit knapp. Seit der Industriellen Revolution ist die Temperatur auf der Erde um rund 1 Grad Celsius angestiegen. Regierungschefs aus aller Welt haben sich verpflichtet, einen weiteren Anstieg auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Denn sollten die Menschen so weitermachen und Unmengen an Treibhausgasen produzieren, steigt die Temperatur bis zum Ende des Jahrhunderts auf 3 Grad Celsius an.
Sollte es noch heißer werden, würde es noch schwieriger, in Lagos Bäume zu pflanzen. Kairo hätte immer größere Probleme, neue Entsalzungsanlagen zu finanzieren. Wenn es durch immer heftigere Stürme zu immer größeren Überschwemmungen käme, könnten die Schnellbusse in Daressalam nicht mehr gewinnbringend fahren. In Kampala würde sich der Müll auf den Straßen türmen und die Kanalisation langfristig verstopft sein.
Die Klimakrise hat keinen Ausschaltknopf.
Damit die Folgen des Klimawandels so gering wie möglich ausfallen, empfehlen Wissenschaftler den Regierungen weltweit, ihre Emissionen zu reduzieren - auch in den Städten. Denn: Nur 100 Städte sind für 18 % der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Das besagt eine Studie aus dem Jahr 2018, in der 13.000 Städte untersucht wurden. Die höchsten Pro-Kopf-Emissionen haben vor allem Städte in Nordamerika, dem Nahen Osten und Australien.
Politiker mussten entscheiden, zwischen Klimaschutz auf der einen und Wirtschaftswachstum auf der anderen Seite.
"Für die Entwicklung wären große Mengen Energie nötig, das meiste davon müsste aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden", sagt Precious Akanonu, Mitarbeiter am Wirtschaftinstitut Center for the Study of the Economies of Africa. Vier von zehn Menschen in Afrika leben von weniger als 2 US-Dollar am Tag, wie Daten der Weltbank belegen. Nur 50 % der Afrikaner haben Zugang zu Strom – im globalen Durchschnitt sind es 88 %. "Ich finde es nicht angemessen, dass den afrikanischen Ländern ihr Recht auf Entwicklung versagt wird", so Akanonu.
Subventionen der internationalen Gemeinschaft könnten die zusätzlichen Kosten für Ökostrom ausgleichen, sagt Akanonu. "Ohne Subventionen, wenn [afrikanische Regierungen] also selbst in teurere Energieformen investieren müssen, fehlt den Ländern das Geld, um andere Bereiche weiterzuentwickeln."
Die reichen haben den ärmeren Staaten ab 2020 umgerechnet rund 91 Milliarden Euro jährlich für Klimaprojekte in Aussicht gestellt. Die potenziellen Nehmerländer kritisieren dieses Angebot als unzureichend, weil es keine Einigung darüber gibt, was zur sogenannten Anpassungsfinanzierung zählt – ob Fördergelder, Kredite oder private Investitionen. Auch ist unklar, wie die Ausgaben kontrolliert und protokolliert werden sollen.
"Die Menschen in Afrika sollten dabei unterstützt werden, ihre reichlich vorhandenen erneuerbaren Energiequellen zu nutzen", sagt Nyong. Der Klimaexperte der Afrikanischen Entwicklungsbank hält das für nötig, damit wir nicht auf das Entwicklungsmodell zurückgreifen, das die Länder gewählt haben, die sich früher entwickelt haben. "Das hat uns doch in diese Lage gebracht, weil dadurch so viel emittiert wird. Wir können es anders machen. Wir können es besser machen."
Ein Südafrikaner baut sein Haus wieder auf, nachdem es von einem Feuer in Masiphumelele, Kapstadt, zerstört wurde. Dicht bebaute informelle Siedlungen sind besonders anfällig für Naturkatastrophen.
@ Foto: picture alliance /dpa | Nic Bothma
Nachdem Zyklon Idai mit Windstärken von fast 200 km/h über Mosambik hinweggefegt war, mussten Überlebende ihre Häuser wiederaufbauen.
@ Foto: AFP/Getty Images | Wikus De Wet
Nach Meinung der meisten der von der DW Befragten, tun die Städte in Afrika nicht genug für die Anpassung an den Klimawandel. Zwar gebe es bereits Stadtverwaltungen, die erfolgreich Anpassungsstrategien eingeleitet hätten. Trotzdem, so die Meinung einiger afrikanischer Klimawissenschaftler, Architekten und Ingenieure, ginge der Wandel für viele, besonders gefährdete Stadtbewohner zu langsam voran.
"Kurz gesagt: Gut ist, dass ein Bewusstsein für den Klimawandel vorhanden ist", sagt Martin Manuhwa, Vorsitzender des Verbandes Federation of African Engineering Organizations (FAEO). "Was bisher nicht gut funktioniert, ist die Gestaltung und Planung einer klimabeständigen Infrastruktur."
"Vieles von dem, was bisher nur auf Gemeinde-Ebene stattfindet, muss auf die kommunale Ebene gehoben werden, damit es auch wirklich seine Wirkung entfaltet", glaubt Ebenezer Amankwaa, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bodenschätze und natürliche Ressourcen der Universität der Vereinten Nationen (UNU-INRA).
Experten sagen auch, dass Afrika im Vergleich zum Rest der Welt einen enormen Vorteil hat, weil ein Großteil der Infrastruktur noch gar nicht gebaut wurde. "Wir können schnell aufholen, indem wir aus den Fehlern lernen, die auf den anderen Kontinenten gemacht wurden, und eine beständige Infrastruktur für die Zukunft bauen", so Manuhwa.
Afrika ist die einzige Region der Erde, in der die Zahl an jungen Menschen permanent steigt. Schätzungen zufolge wird im Jahr 2050 die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung unter 25 Jahre alt sein. Als die ugandische Klima-Aktivistin Hilda Nakabuye auf der Klimakonferenz in Kopenhagen sprach, teilte sie den dort anwesenden Bürgermeistern mit, ihre Generation lebe zwar in Furcht - sei aber ehrgeizig, unnachgiebig und stehe vereint zusammen.
"Durch endlose Kämpfe und Opfer stürmen wir auf unserem Weg voran, denn es ist unsere Zukunft."